Tipps zur Vorbeugung von Verdauungsstörungen bei Kaninchen

Unsere Hauskaninchen haben von Natur aus ein sehr kompliziertes Verdauungssystem, welches leicht durcheinander gerät.

Der sehr schwach bemuskelte Magen ähnelt einem Stopfdarm, was bedeutet dass der sich im Magen befindliche Nahrungsbrei nur durch von oben nachkommender Nahrung weiter transportiert werden kann. Aus diesem Grund muss das Tier den gesamten Tag Futter zur Verfügung haben und fressen. Bekommt ein Kaninchen nicht genügend Futter oder frisst aufgrund von Schmerzen nicht, bleibt der Nahrungsbrei zu lange im Magen liegen und beginnt schon dort zu gären. Dies kann zum Erliegen des gesamten Verdauungsvorganges und starker Aufgasung führen.

In dem sehr großen Blinddarm befinden sich lebenswichtige Bakterien, unter anderem zum Abbau von Cellulose. Enthält das Futter zu viel Zucker oder Stärke verschiebt sich der pH-wert in den sauren Bereich was die Entwicklung ungünstiger Darmbakterien verursachen kann. Dies führt häufig zu Magen- und Darmbeschwerden und auch zu Fettleibigkeit.

Nicht nur in Bezug auf das Verdauungssystem sollte man auf eine artgerechte Fütterung achten, auch für die Zähne der Kaninchen spielt sie eine große Rolle. In der Natur sind die Zähne der Kaninchen starken Belastungen ausgesetzt. Um den hohen Abrieb der Zähne durch das Fressen auszugleichen wachsen diese um 1 bis 2 mm pro Woche. Bei zu weicher Nahrung werden die Zähne nicht genügend abgenutzt, wachsen unterschiedlich und/oder zu lang. Dies führt dazu dass die Tiere nicht mehr richtig fressen können was wiederum Verdauungsprobleme hervorruft. Zur Aufrechterhaltung eines gesunden Knochen und belastbarer Zähne ist auch ein ausgewogener Mineralstoffgehalt im Futter wichtig.

Eine andere Form der Verdauungsstörung beim Kaninchen kann durch Haarballen (Bezoare) hervorgerufen werden. Sie führen häufig zu Verstopfung. Dies alleine kann schon lebensbedrohliche Folgen für das Kaninchen haben und ebenfalls zu verringerter Futteraufnahme führen.

Haarballen bilden sich dann, wenn Kaninchen zu wenig Rohfaser zur Verfügung haben und versuchen sich selbst zu helfen indem sie Fell auszupfen und aufnehmen. Wenn Kaninchen sich während des Fellwechsels putzen, nehmen sie besonders viel Fell auf.

Daher sollte man als Kaninchenhalter auf eine ausreichende Rohfaserfütterung achten und die Tieren während des Fellwechsels vorbeugend bürsten.

Gesunder Fütterungsplan für Kaninchen

Um einen idealen Fütterungsplan aufstellen zu können muss man sich weitgehend an der natürlichen Ernährung der Kaninchen orientieren.

Kaninchen sind Gras- bzw. Gräserfresser und benötigen Nahrung mit einem hohen Rohfaseranteil. Somit muss Heu als Hauptnahrungsquelle immer zur Verfügung stehen. Qualitativ gutes Heu hat eine grünliche Färbung, einen aromatischen Duft und staubt nicht. Auch sollten nicht zu viele kleine Anteile enthalten sein.

Frisches Grünfutter sollte 1-2 x tägl., aber nur in begrenzter Menge, angeboten werden, damit das Verdauungssystem nicht überlastet wird. 2/3tel der Ration sollte strukturreiches Grünfutter und 1/3tel Gemüse sein. Obst sollte wegen des hohen Gehaltes an Fruchtzucker und des geringen Rohfasergehaltes nur in geringen Mengen gefüttert werden. Das frische Futter sollte nicht nass gefüttert werden, da es schneller welkt und im Magen gärt.

Um den Abrieb der Zähne zu unterstützen empfiehlt es sich ein bis zwei Mal wöchentlich Zweige von Birke, Buche, Haselnuss, Apfelbaum oder Bambus und auch verschiedene Nadelbäume in den Futterplan aufzunehmen.

Nicht gut geeignet sind die üblichen bunt gemischten Fertigfutter und Belohnungsdrops, da sie häufig zu fette oder süße Futteranteile enthalten. Futterstangen sind häufig mit Zuckerwasser oder Honig besprüht um die Akzeptanz zu fördern. Dies führt wie schon zuvor erwähnt zu Fehlernährung und Fettleibigkeit, was wieder andere Erkrankungen nach sich zieht.

Wenn man Fertigfutter füttern möchte sollte man auf einen hohen Rohfaseranteil achten. Dennoch sollte dieses Futter nur als Ergänzung zu Heu und Frischfutter dienen und niemals als Alleinfutter.
Selbstverständlich sollte es sein das frisches Trinkwasser immer zur Verfügung steht.

Der Calciumgehalt der verabreichten Futtermittel sollte nicht zu hoch sein, da sonst die Gefahr der Bildung von Blasenstein und -Schlamm bei Kaninchen sehr hoch ist. Ca-reich sind z.B. Luzerne, Petersilie, Kresse, Basilikum, Thymian, Brennesel, Löwenzahn und Spinat.

Eine Futterumstellung (z.B. im Frühling) darf nur langsam und schrittweise durchgeführt werden. Wenn frisches Grünfutter in zu großen Mengen und zu plötzlich verfüttert wird, kann es zu Gärprozessen mit starken Bauchschmerzen kommen.

Brot sollte keinesfalls angeboten werden, da es zu viel Energie enthält, teilweise auch gesalzen ist und gleichzeitig zu wenig zum Zahnabrieb beiträgt. Auch Salz-Lecksteine gehören nicht zum artgerechten Futterplan für Kaninchen.

Ganz wichtig ist das Kaninchen bei Verdauungsstörungen auf keinen Fall einer Nulldiät ausgesetzt werden dürfen. Zur Not müssen sie zwangsernährt werden!

1. Trinkwasser (täglich frisch)

2. Hauptnahrungsquelle Rohfaser:

  • Gutes Heu (kein Luzerneheu)
  • Stroh
  • Alternativen mit hohem Rohfasergehalt: Kräuter-Cobs, Gemüsepellets

3. Grün- und Nassfutter:

  • Gras/Gräser
  • Kräuter (Breit- und Spitzwegerich, wilde Möhre, Vogelmiere, Zaunwicke, Kamille, Melisse, Schafgarbe, Giersch, Wiesen-Kerbel, Bärenklau, in geringen Mengen Löwenzahn)
  • Salat (Eisbergsalat, Feldsalat, Kopfsalat, Romanasalat, Lollo Rosso,…)
  • Gemüse (Gurke, Paprika, Stangensellerie, Fenchel, in Maßen Karotten,…)
  • Obst (in Maßen Apfel, verschiedene Beeren und deren Blätter)

4. Nagematerial (verschiedene Zweige)

Futterlisten

Die Listen wurden aus verschiedenen Internetadressen und Büchern über Kaninchenernährung zusammengestellt. Sie hegen keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr sollen sie einen Anreiz sein seinem Kaninchen mehr Abwechslung im Futterspeiseplan anzubieten.

Wildkräuterliste.pdf

Zweigeliste !!.pdf

Gemüseliste.pdf

Obstliste.pdf

Viele weitere nützliche Tipps zur Kaninchenhaltung und -fütterung und auch Bilder zu den verschiedenen Pflanzen finden sie auf folgender Homepage:

www.kaninchenwiese.de